Die Hebammen erleben manchmal, dass eine Frau während der Geburt “ausrastet”, zu toben und schreien anfängt. Beim Geburtsvorgang wird das Gewebe um den Uterus stark gedehnt, sodass die im Zellgedächtnis gespeicherten, oft uralten Informationen unter Umständen frei werden. Die Gebärende gebärdet sich dann fast psychotisch. Sie ist nicht ansprechbar oder nur mit ganz lauter Stimme. Sie erlebt tief abgespeicherte Angstsituationen wieder, weil sie das Zellgedächtnis freigibt. Es ist kein kognitiver Prozess – die Frau durchfühlt Traumata unbewusst. Während sie sich in diesem Zustand befindet, kann sie das Geschehen intellektuell nicht nachvollziehen – und braucht das auch nicht, sie erfährt Heilung an ihrer eigenen Lebensgeschichte …
Wenn solche Traumata auftauchen und noch einmal durchlebt werden, hören sie auf, im Leben der Frau negativ zu wirken, erkannte C.G. Jung.Der bekannte Psychotherapeut hat das Seelenleben des Menschen erkundet. Ein intellektuelles Verstehen ist dafür nicht nötig, es reicht, die Gefühle noch einmal zu durchleben. Erikas Lehrerin Ruth Menne meinte dazu: “Die Frau schüttet bei der Geburt einen Eimer voll Angst aus und bekommt einen Eimer voll Kraft und Mut zurück.”
Die Frau erlebt diese tiefen Erfahrungen allerdings nur, wenn genug Endorphine ausgeschüttet werden. Das sind körpereigene Stoffe, die die Schmerzgrenze der Frau unglaublich anheben. Damit kann sie die Wehen gut verarbeiten! Allerdings werden die Endorphine nur ausgeschüttet, falls sie keine starken chemischen Medikamente verabreicht bekommt. Homöopathie, Aromatherapie und Essenzen beeinträchtigen die Hormonausschüttung allerdings nicht.
Interessant ist, dass im Körper einer Frau während und nach der Geburt – und vor allem beim Stillen – das “Liebeshormon” Oxytocin ausgeschüttet wird. Es bewirkt eine retrograde Amnesie, also ein Verlöschen des Erinnerungsvermögens des Geburtsschmerzes. Mutter Natur hat es so gut eingerichtet, weil ohne diesen Effekt wohl kaum eine Frau neuerlich gebären wollte! Oxytocyn begleitet uns das ganze Leben…
Eine Frau benötigt einen geschützten Rahmen, einen “heiligen Raum” des Vertrauens, um zu Endorphinen und Oxytocin zu kommen. Sie muss die Kontrolle verlieren, völlig loslassen können, sie muss ein Stück “schamlos” werden, auch vor der Hebamme, die sie begleitet.